Biodiversität und Wirtschaft

Der Einfluss von Produkten auf die Biodiversität

Der Einfluss von Produkten auf die Biodiversität ist eine bislang wenig beachtete Umweltwirkung, die sich kaum in existierenden Bewertungsinstrumenten wieder findet. Das spiegelt auch wieder, dass die Auswirkungen von Produkten und Produktionsweisen auf die Artenvielfalt schwer zu erfassen sind. Indikatoren werden eher umgekehrt untersucht, z.B. in Form des Zustands der Artenvielfalt bestimmter Ökosysteme. Derzeit gibt es erste Bestrebungen, sich diesem Thema anzunähern, die sich aber beispielsweise auf die Auswirkungen ganz bestimmter Bewirtschaftungsweisen von Wäldern auf die Artenvielfalt beschränken und sich nicht nur auf einen Rohstoff fokussieren, sondern Auswirkungen auch sehr lokal untersuchen.

Für ein Projekt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt wählten wir einen neuartigen Ansatz, der eine allgemeine und globale Abschätzung ermöglicht und nun Ihren Projekten, Produkten und Ihrer Umweltkommunikation zugute kommen kann.

Im folgenden beschreiben wir diesen Faktor etwas genauer weil es kein Standardfaktor in Umweltbewertungs- oder Umweltkommunikationsinstrumenten ist und Sie sich so etwas darunter vorstellen können. Bisher wird der Faktor nur für die Umweltkommunikation von HOLZ VON HIER genutzt, kann aber auch auf jedes andere Produkt angewendet werden, was wir gerne verstärkt mit Ihnen umsetzen würden.

Das Risiko für Biodiversitätsverluste durch Rohstoffgewinnung ist weltweit und je nach Materialgruppen sehr unterschiedlich. Dies ist kurz anhand des Faktors Risk of Biodiversity Loss (RBL) an drei Beispielen aufgezeigt. Risiko für Artenverluste durch Forstwirtschaft und Holzernte in den meisten Länder in Europa: 14 Arten, Risiko für Holzeinschlag im Primärwald in Malaysia 305 – 502 Arten, Risiko für Bergbau in China 113 Arten. Durch Transporte sind weltweit fast ebenso viele Tierarten bedroht wie durch Raubbau. Dabei spielt auch der Schiffstransport auf den Haupthandelsrouten eine sehr negative Rolle. Vor allem Waren aus Asien, Nordafrika und Ozeanien haben sehr hohe Risiken für Biodiversitätsverluste durch den Schiffstransport. Risiko für Biodiversitätsverluste (RBL Faktor) durch Transporte Innerdeutsch 16 Arten, von China nach Deutschland 872 Arten, von Malaysia nach Deutschland 938 Arten.

RBL für Ihre Projekte, Produkte, Umweltkommunikation

Der innovative Faktor Risk of Biodiversity Loss – RBL

Die unserer Erfahrung nach einzige hierfür geeignete verfügbare Datenquelle zur Biodiversität bzw. deren Gefährdung stellt die internationale Rote Liste von IUCN dar. Sie lässt vielfältige Auswertungsoptionen zu und ist eine solide und belastbare Datenbasis, da nur vielfach untersuchte und belegte Zusammenhänge Eingang in die Rote Liste finden. Daher und da nur ein geringer Teil der Arten der Welt derzeit überhaupt erfasst und beschrieben ist, stellen die auf die RL gestützten Aussagen Mindestaussagen der Gefährdung dar, die sogar noch höher sein kann bzw. wahrscheinlich sein wird.

Anhand der Informationen in der Roten Liste lassen sich Gefährdungen bestimmen Weltregionen oder Ländern zuordnen, ebenso wie bestimmten Prozessen. Daher ist es möglich, den Einfluss der Gewinnung von unterschiedlichen Materialien z.B. oder unterschiedlichen Produktionsstätten auf die Gefährdung der Artenvielfalt abzuschätzen.

Dennoch weist der Parameter Biodiversität eine Besonderheit gegenüber anderen Parametern wie z.B. Energie oder Klima auf. Anders als bei letzteren kann im Bereich Biodiversität keine mengenbezogene Aussage zum Produkt oder Material getroffen werden, etwa nach dem Schema „1 Tonne Material X hat diese Auswirkung und 2 Tonnen Material X jene“. Anders als z.B. hinsichtlich der Emissionen von Kohlendioxid, die man konkret beziffern kann und die auch unmittelbar wirken, ist der Artenverlust in der Regel eine Langzeitwirkung, die sich erst nach einer längeren Einwirkungsdauer zeigt.

Die Daten in der Roten Liste repräsentieren ja auch Gefährdungsabschätzungen und keine Mengenangaben. Daher drückt der neu entwickelte Faktor keine quantitative Aussage aus, sondern ein Risiko, den Risk of Biodiversity Loss (RBL).

Es wurde ein „Risiko für Biodiversitätsverlust „Risk of Biodiversity Loss“ definiert, anhand der Artenverlustzahlen die in der Red List in den einzelnen Themenfeldern und Beeinflussungen (threats) und genannt sind. Diese Zahlen spiegeln den RISK OF BIODIVERSITY LOSS wieder und nicht den Verlust an Arten selbst. Denn, (1) ist in der Red List nur ein Bruchteil der weltweit gefährdeten Arten genannt, (2) ist Biodiversität mehr als die Summe aller Arten und (3) sind in der Red List Mehrfachnennungen möglich, dass heist manche Arten sind durch mehrere „threats“ gefährdet, ihr Verlustrisiko ist also insgesamt wohl höher als mit dem RBL-Wert erfasst. Dennoch liegen die Vorteile ein solches System auf der Red List aufzubauen auf der Hand und die RBL-Werte geben klare Tendenzen und Richtungen an.

Faktor RBL in der Datenbank SAVE

In der von uns aufgebauten Datenbank SAVE, im Modul Biodiversität liegen Daten für RBL Risk of Biodiversity Loss für folgende Aspekte vor:

  • RBL Werte für Rohstoffgewinnung, Transporte und Produktion sowie Nutzungsphase und end-of-life.
  • RBL Werte für die Herkunft von Rohstoffen mit den Risiken bei der Rohstoffgewinnung (für: Holzernte, Förderung von Grundrohstoffen für ölbasierte Produkte, Bergbau für Produkte aus Metall).
  • RBL Werte für Transporte auf den Haupthandelsrouten per LKW+Schiff
  • RBL Werte für die Produktion von Gütern in den jeweiligen Ländern, für etwa 170 Länder weltweit.
  • RBL Werte für die Entsorgung von Gütern.

Anmerkung:
Näheres zur Berechnung und den verwendeten Daten sind im Handbuch zum Faktor hinterlegt. Es wurden zwei Gefährdungskategorien („critical endangered“ und „vulnerable“), 30 Ökosystemkategorien, Daten für 18 Weltregionen und 170 Länder und 80 threats ausgewertet.

GEF Index in der Datenbank SAVE

Zudem liegen in der Datenbank SAVE Daten des Faktors GEF-Index aus der Weltbank Datenbank vor.

Der GEF-Index ist ein Biodiversitätsindex der das Biodiversitätspotential eines Landes ausdrückt und sich zusammen setzt aus der Anzahl der im Land vorkommenden Arten und ihres Gefährdungsstatus und der Habitatvielfalt in dem Land. Der Index reicht von 0 bis 100. Der Faktor findet sich für 170 Länder in der SAVE Datenbank.

Die Ermittelung dieses Index ist in den Weltbankdaten nicht genauer beschrieben und für uns mit vielen Fragezeichen verbunden, weshalb er bisher aber nicht für unsere Projekte und die Umweltkommunikation von HOLZ VON HKER verwendet wurde.